
So hilft NACHBAR IN NOT in der Ukraine
Seit mittlerweile mehr als einem Jahr ist der Krieg in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zurück und mit ihm Gewalt und Zerstörung, Leid und Tod, Flucht und Vertreibung. Millionen Menschen wurden gezwungen ihre Häuser zu verlassen und Schutz im Westen der Ukraine oder im benachbarten Ausland zu suchen. Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Gemeinschaftseinrichtungen wurden zerstört, die Energie-Infrastruktur gezielt bombardiert. Familien wurden zerrissen und Menschen getötet oder verwundet.
Noch am 24. Februar 2022 starteten der ORF und NACHBAR IN NOT einen Spendenaufruf, um der notleidenden Bevölkerung in der Ukraine zu helfen.

Die Unterstützung der Menschen aus Österreich war überwältigend: seit Februar 2022 spendeten sie 54,7 Millionen Euro. Durch die Verdopplung der Bundesregierung mit Mitteln aus dem Auslandskatastrophenfonds im Frühjahr 2022 (41,96 Millionen Euro) ergibt sich eine Gesamtspendensumme von über 96,5 Millionen Euro. Bis zum heutigen Tag konnte dadurch im Rahmen von 59 Hilfsprojekten über 1 Million Menschen in der Ukraine und den Nachbarländern geholfen werden.

Hilfe reagiert auf veränderte Bedürfnisse – Fokus auf Frauen, Kinder, ältere Menschen, Winterhilfe
In jeder Phase des Kriegs – von der ersten großen Fluchtbewegung bis zu den aktuellen Angriffen auf die Energie-Infrastruktur – reagieren die 8 Hilfsorganisationen von NACHBAR IN NOT (Caritas, Rotes Kreuz, Arbeitersamariterbund, Care, Diakonie, Hilfswerk, Malteser, Volkshilfe) gemeinsam mit ihren lokalen Partnerorganisationen auf die dringendsten Bedürfnisse. Jugend eine Welt, UNICEF und World Vision sind als aktionsbezogene Partner zusätzlich mit Hilfsprojekten in der Ukraine und der Republik Moldau im Einsatz.
Die Hilfe vor Ort erfolgt in Form von Wasser, Lebensmitteln, Hygieneprodukten, medizinischen Hilfsgütern, Unterkünften oder Bargeld. Aufgrund der besonderen Betroffenheit von Müttern und ihren Kindern werden Babynahrung und Windeln zur Verfügung gestellt. Zudem leisten die Hilfsorganisationen medizinische Versorgung und psychosoziale Unterstützung der Menschen und bieten rechtliche Beratung an.
Auch auf das Leben von Kindern hat der Krieg in der Ukraine erhebliche Auswirkungen. Viele mussten vor den Kämpfen fliehen und erleben, wie Familienmitglieder zum Militärdienst eingezogen wurden. Manche haben traumatische Gewalttaten miterlebt oder sind in Beschuss geraten. Eine Vielzahl an Schulen wurde besetzt oder zerstört. Der Mangel an Lebensmitteln, sauberem Wasser, und sicheren, warmen Unterkünften wirkt sich auf die Gesundheit der betroffenen Kinder aus. Werden Kinder durch den Krieg von ihren Eltern getrennt oder zu Waisen, besteht große Gefahr von sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel. Die NACHBAR IN NOT-Hilfsorganisationen haben kindgerechte Räume in Aufnahmezentren und sogenannte „child friendly spaces“ eingerichtet. Dort können Kinder spielen, dürfen einfach wieder einmal Kind sein und werden zudem von pädagogischem und psychologischem Personal betreut. Es gibt eigene Präventionsprogramme zum Schutz vor (sexueller) Gewalt an Frauen und Mädchen.

Ältere Menschen sind in Konfliktsituationen besonders schutzbedürftig, weil sie oftmals aufgrund eingeschränkter Mobilität nicht fliehen können. Viele ältere Menschen in der Ukraine sind dadurch isoliert und haben nur sehr eingeschränkten Zugang zu Grundlegendem, wie Lebensmitteln und Medikamenten. Mit mobilen Gesundheitsteams wird ihre medizinische Versorgung sichergestellt, darüber hinaus gibt es eigene „Lieferdienste“, falls Lebensmittel- und Hygienepakte nicht an einer Ausgabestelle abgeholt werden können.
Seit Herbst 2022 gibt es bei den Hilfsprojekten in der Ukraine zusätzlich einen Schwerpunkt auf Winterhilfe. Durch die gezielten Angriffe auf die Energie-Infrastruktur sind viele Haushalte immer wieder stundenweise oder komplett ohne Heizung, Strom und Wasser. Neben der unsicheren Energie-Versorgung wurden auch viele Wohnungen, Unterkünfte und Einrichtungen wie Schulen durch den Krieg zerstört oder beschädigt. Die Hilfsorganisationen vor Ort reparieren bzw. ersetzen Fenster und Dächer, Notunterkünfte werden winterfest gemacht und mit zusätzlichen Öfen ausgestattet. Generatoren und Notstromaggregate sorgen dafür, dass in Sammelunterkünften, Gemeinschaftsräumen und Kinderzentren eine unterbrechungsfreie Stromversorgung sichergestellt ist. An zahlreichen Ausgabestellen werden Decken, warme Kleidung oder auch Thermoskannen verteilt.
Hilfe weiterhin dringend nötig
Die Hilfe von NACHBAR IN NOT geht weiter und wird noch einen langen Atem benötigen. Das Leid der Menschen spitzt sich in vielen Regionen weiter zu und die Lage bleibt dramatisch und unvorhersehbar.
Andreas Knapp, Auslandshilfegeneralsekretär der Caritas Österreich und Vorstandsvorsitzender der NACHBAR IN NOT Stiftung: „Wir erleben derzeit viele Krisen, aber gerade jetzt dürfen wir die Menschen in der Ukraine nicht im Stich lassen. Unsere Hilfe kommt an und sie geht weiter. Wir sehen, dass das Leid weiterhin groß ist und unsere Unterstützung dringend benötigt wird. Durch unseren Einsatz zeigen wir den Menschen in der Ukraine, dass sie mit ihrer Not nicht allein sind.“
Michael Opriesnig, Generalsekretär des Roten Kreuzes und Vorstand von NACHBAR IN NOT dankt allen Spender*innen: „Die Solidarität der Österreicher*innen im vergangenen Jahr war überwältigend. Über einer Million Menschen konnten wir bereits helfen – vielen Dank an alle Spender*innen, die das möglich gemacht haben. Jetzt ist wichtig, dass unsere Hilfsbereitschaft nicht abreißt und wir weiter da sind, wenn unsere „Nachbarn“ in Not sind.“

ORF-Generaldirektor Mag. Roland Weißmann: „Die Hilfsorganisationen von NACHBAR IN NOT und der ORF haben vor einem Jahr mit der Hilfsaktion für die betroffenen Menschen in der Ukraine sofort reagiert. Möglich wurde diese schnelle Hilfe durch die Menschen in Österreich, die selbstlos und vor allem kontinuierlich spenden, um die ukrainische Bevölkerung zu unterstützen. Der ORF unterstützt NACHBAR IN NOT seit dem Start der Hilfsaktion in all seinen Medien und Landesstudios, denn die ukrainische Bevölkerung braucht nach wie vor unsere Hilfe.“
Pius Strobl, Hauptabteilungsleiter Corporate Social Responsibility und damit ORF-Leiter NACHBAR IN NOT: „Das furchtbarste, was ein Mensch erleben kann, ist immer der Krieg. Und 30 Jahre nach der Gründung von NACHBAR IN NOT hat niemand geglaubt, dass das in Europa noch einmal passiert. Wir sehen, dass die Menschen in der Ukraine so lange wie möglich vor Ort bleiben wollen, deshalb muss man ihnen helfen, damit sie mit Lebensmitteln, Heizmaterial und medizinischer Hilfe versorgt werden. Die Hilfe, die notwendig ist und die wir leisten müssen, wird noch sehr lange dauern, denn hier muss ein Land wieder aufgebaut werden. Die Hilfsbereitschaft der österreichischen Spenderinnen und Spender und NACHBAR IN NOT sind ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft in Österreich solidarisch, liberal und weltoffen ist.“