Ein Jahr nach dem Erdbeben: Hilfe ist noch lange nötig
Auch ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben ist in den betroffenen Gebieten in der Türkei und in Syrien für die Menschen nach wie vor kein Alltag eingekehrt. Der Wiederaufbau ist im Gange, wird allerdings Jahre dauern. Sehr viele Menschen sind noch immer in Notunterkünften, wie Containern oder Zelten, untergebracht. Zerstörte Wasser- und Abwasserleitungen sind vielerorts noch nicht wiederhergestellt.
Das Erdbeben hat die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstört, sie haben keine Arbeit mehr und können sich nicht selbst versorgen. Es fehlt an sauberem Wasser, Lebensmitteln, Hygieneartikeln und im Winter vor allem auch an warmer Kleidung und Heizmöglichkeiten. Die Notunterkünfte sind nicht auf Langzeit-Nutzung ausgelegt und bieten keinen ausreichenden Schutz vor Überschwemmungen, Kälte und Nässe. Zusätzlich fehlt es an Infrastruktur, wie Sanitäranlagen und ausreichender medizinischer Versorgung.
Besonders herausfordernd ist die Situation in den betroffenen Gebieten in Syrien: Bereits vor dem Erdbeben benötigten mehr als 4 Millionen Menschen um Aleppo, Latakia und Hama humanitäre Unterstützung
Der Hilfseinsatz von NACHBAR IN NOT: Lebensmittel, Hygieneprodukte, Wasserversorgung, Unterkünfte, Wiederaufbauhilfe, Schulunterricht, psychosoziale Unterstützung
ORF und NACHBAR IN NOT haben schnell reagiert und am Tag nach dem Erdbeben die gemeinsame Hilfsaktion „NACHBAR IN NOT – Erdbebenopfer Türkei und Syrien“ gestartet. Die Hilfsbereitschaft in Österreich war groß: Innerhalb kurzer Zeit wurden für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien 11,4 Millionen Euro gespendet.
Der internationale Hilfseinsatz von Caritas, Rotem Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, CARE, Diakonie, Hilfswerk International, Malteser Hospitaldienst und Volkshilfe im Rahmen von NACHBAR IN NOT lief unmittelbar an. Bis zum heutigen Tag wurden in den betroffenen Regionen 16 Hilfsprojekte gestartet, davon 12 in Syrien und 4 in der Türkei. Viele der Projekte laufen auch 2024 weiter, da der Bedarf an Hilfe nach wie vor sehr groß ist.
Die Hilfe vor Ort erfolgt in Form von Wasser, Lebensmitteln, Hygieneprodukten, Decken, Lampen, medizinischen Hilfsgütern und Unterkünften. Durch die Inflation (das syrische Pfund hat im vergangenen Jahr 53% seines Werts verloren) können sich viele Menschen nicht mehr selbst versorgen und werden mit Bargeld unterstützt. Das ermöglicht ihnen Selbstbestimmung, gleichzeitig werden Transportkosten gespart und die lokale Wirtschaft belebt.
NACHBAR IN NOT unterstützt unter anderem in Aleppo beim Wiederaufbau von Wassersystemen, bei der Wasseraufbereitung und stellt mobile Sanitäranlagen zur Verfügung. Die Menschen vor Ort werden in Hygienemaßnahmen geschult und über Risiken, wie den Ausbruch von Cholera, aufgeklärt.
Personen, deren Unternehmen durch das Erdbeben zerstört wurden, erhalten durch Reparaturarbeiten, Trainings oder finanzielle Zuschüsse Unterstützung beim Wiederaufbau und können dadurch in Zukunft auch wieder ein Einkommen erwirtschaften.
Da eine Vielzahl an Schulen zerstört wurden und Kinder längere Zeit nicht am Unterricht teilnehmen konnten, erhalten sie Nachhilfe und werden zusätzlich psychosozial unterstützt.
Ein Jahr nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist die Situation für die Menschen vor Ort nach wie vor sehr angespannt. Viele der im Rahmen von NACHBAR IN NOT gestarteten Hilfsprojekte laufen auch 2024 weiter und können mit Spenden unterstützt werden.